Wildspitze
(3772 m) 01.04.2005
Die Wildspitze ist mit 3.772 m der höchste Berg der Ötztaler Alpen. Der Weg von der Vernagthütte auf diesen mächtigen Gipfel ist weit, aber gut zu bewältigen. Diese bei Skitourengehern sehr beliebte Tour ist auch für Schneeschuhbergsteiger bestens geeignet (auch wenn man durchaus skeptisch beäugt wird).
Gipfelaufschwung Wildspitze
Ausgangspunkt:
Vent
Vernagthütte
(2.755 m)
Routenverlauf
Vernagthütte - kl. Vernagtferner - Brochkogeljoch - Taschachferner - Wildspitze - Taschachferner - Brochkogeljoch - Vernagthütte
ca. 9 ¾ Std.
Tourenbeschreibung
Über Nacht haben sich die Wolken
vollständig verzogen und die Temperaturen sind auf unter
-10° gefallen. Das sind doch für die anstehende Tour
genau die Verhältnisse, die wir uns gewünscht haben.
Mit uns steigen fast alle auf, die auf der Vernagthütte übernachtet haben. Einige, ganz besonders unser Tischnachbar aus Garmisch, hatten schon am Vorabend ihre Skepsis gegnüber unseren Gipfelambitionen bekundet. Angeblich könnten ja wohl "solch kleine Trapperlein wie wir" kaum ernsthaft in Erwägung ziehen, Gipfel wie die Wildspitze zu besteigen (wobei er uns immerhin gegenüber den Schitourengehern die sportlichere Leistung zugestand, da wir ja schließlich wieder "normal" absteigen müssen). Doch wir lassen uns von solchen "unqualifizierten":) Bermerkungen nicht beeindrucken.
Warm, aber nicht zu warm, eingepackt brechen
wir um 07:00 Uhr an der Vernagtütte auf und steigen zunächst
nördlich mit Blick auf die Hochvernagtspitzen entlang
der Moräne hinüber zum Brochkogel Joch. Auf etwa
2.900 m wechseln wir die Talseite und steigen zunächst
100 m steil ab, bevor wir die Steilstufe unterhalb des Schwarzkögele
hinauf auf den Großen Vernagtferner angehen. Der aufkommende
eiskalte Nordwind wird immer heftiger, sodass wir unsere Jacken
aus dem Rucksack holen müssen. Jochen´s Ohren beginnen
trotz Mütze, die Farbe völlig zu verlieren, da hängt
nur noch so ein weißes Stück. Die Temperatur im
Wind ?? - na -25° sind das bestimmt. Kaum haben wir die
steile Stelle passiert, lugt die Sonne über die Gipfel
und spendet ab da unnachgiebig Wärme. Auf etwa 3.000
Hm wird allen so warm, dass die Jacken wieder in die Rucksäcke
kommen. Weiter steigen wir hinauf über den Kleinen Vernagtferner
zum Brochkogel Joch. Bevor wir den steilen Aufschwung auf
das Joch angehen, legen wir uns ein wenig in den Schnee und
genießen das herrliche Wetter. Die Sonne brennt nun
von oben, und hier, im Windschatten der umliegenden Berge,
ist es richtig warm.
Nach einer guten viertel Stunde geht es weiter und wir steigen
steil hinauf zum Joch (auch hier kann ich nur sagen, dass
wir mit unseren MSR supergut zufrieden sind, da wir im Gegensatz
zu einigen anderen geradezu problemlos die steileren Passagen
bewältigen konnten). Vom Joch aus geht es nur leicht
an Höhe gewinnend um den Hinteren Brochkogel herum. Das
heutige Tagesziel ist immer noch nicht in Sichtweite. Nach
der Umrundung des Hinteren Brochkogels liegt dann die Wildspitze
endlich vor uns. Nun dauert es noch eine gute Stunde, bis
wir auf dem Gipfel sein werden.
Von hier aus kann man die Spur der vielen Skitourengeher,
die ihre Spur einer Ameisenstraße gleich über den
Gletscher hinauf zum Joch unterhalb der Wildspitze ziehen,
sehr gut sehen.
Nach etwa 4 1/2 Stunden Gehzeit haben wir das Joch erreicht.
Hier heißt es nun die Schneeschuhe gegen die Steigeisen
zu tauschen. Der Gipfel ist vollgestopft mit anderen Bergsteigern,
und so lassen wir uns ein wenig Zeit und können dabei
die tolle Aussicht vom Joch aus genießen. Die letzten
120 Hm steigen wir in Seilschaft zunächst unschwierig
entlang des Grates in Richtung Gipfel. Es folgt ein wenig
Blockkletterei und plötzlich ruft´s völlig
erstaunt " ja do sans ja scho, unsere Trapperlein. Da
frag mer uns scho, wos bleim, und dann sans direkt hinter
uns....." Das war mal wieder unser Garmischer Tischnachbar
auf der Vernagthütte, der mit seiner Gruppe die gleiche
Tour wie wir durch die Ötztaler unternahm und nicht glauben
konnte, dass man auch als Schneeschuhgeher die Wildspitze
erklimmen kann. Er war "sprachlos" - wohl das einzige
Mal während der ganzen Woche!:) (nicht böse sein,
falls du das mal lesen solltest:)
Kurz nach eins stehen wir auf dem Gipfel des höchsten
Bergs im Ötztal. Geschafft! Die Aussicht auf die umliegenden
Berge ist so grandios, dass die Anstrengung schnell vergessen
ist. In der Ferne kann man die Dolomiten erahnen, die Stubaier
Alpen, die Ortlergruppe als auch die nördl. Kalkalpen
sind gut sehen. Der Gipfel ist immer noch gut besucht, doch
sind jetzt erheblich weniger Bergsteiger hier oben wie vor
einer Stunde.
Fast eine ganze Stunde bleiben wir auf dem Gipfel (die Zeit
vergeht im Flug), es ist traumhaft schön und man möchte
am liebsten dan ganzen Tag hier ober verbringen. Doch es kommt,
was nach jedem Aufstieg ansteht. Der Abstieg. Also rappeln
wir uns auf und steigen hinab zu unseren Schneeschuhen.
Doch was wir dabei erleben müssen, grenzt an völlige
Blödheit einiger sog. Bergsteiger. An der engsten Stelle
kommt uns eine weitere Gruppe (vom Sattel aufsteigend) in
Seilschaft entgegen. Diese wartet unterhalb, sodass wir die
Engstelle problemlos und zügig hätten passieren
können. Doch diese Gruppe wird von einer anderen ungeduldigen
Gruppe ohne Sicherung sehr riskant überholt und zwängt
sich auch an uns vorbei. Beinahe wäre einer aus dieser
Gruppe einem von uns auf die Hände gestiegen, was das
bedeutet, wenn noch Steigeisen an den Schuhen sind ........
Dies zeigt, dass selbst im Hochgebirge nicht immer Rücksicht
auf andere genommen wird.
Der weitere Abstieg führt uns über den Aufstiegsweg
zurück zur Vernagthütte. 9 Stunden und 45 Minuten
nach unserem Start stehen wir wieder vor der Vernagthütte.
Durch die warme Sonne ist jeder freie Platz vor der Hütte
belegt. Die Leute, alle samt Skitourengeher, genießen
die warme Frühjahrssonne und betrachten uns, als kämen
wir von einem anderen Planeten, dabei haben wir doch nur Schneeschuhe
an den Füßen. Na ja, das wird sich in den kommenden
Jahren sicherlich auch noch ändern und Schneeschuhgeher
werden dann sicherlich nicht mehr zu den Exoten zählen.
Für den nächsten Tag steht nur noch der Abstieg
über die Rofenhöfe hinab nach Vent an.
Eine sehr schöne Woche geht zu Ende. Wir haben viel erlebt
und gesehen. Ab etwa 2500 m lag meist aussreichend Schnee
und so hatten wir nur zu Beginn, im Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte
und vor allem am Ende der Tour im Abstieg nach Vent, kaum
bis gar keinen Schnee. Für den ambitionierten Schneeschuhgeher
ist die Venter-Runde im Ötztal eine tolle und erlebnisreiche
Schneeschuhtour, die sich auf jeden Fall lohnt.
Charakter / Schwierigkeit:
- schwere Schneeschuhtour
- für den Gipfel absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
erforderlich
- gute Kondition und ein Hochtourenerfahrung sind unerlässlich
Ausrüstung:
- Hochtourenausrüstung
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