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Karwendelsteig und Heinrich Noe Steig

(2323 m) 18.06.09 / 26.06.11

Der Heinrich-Noe-Steig ist zwar nicht ganz so aussichtsreich wie der über ihm verlaufende Mittenwalder Höhenweg, doch bietet er auch einige luftige Abschnitte. Für diesen leichten Klettersteig braucht es bei Aufstieg über den Karwendelsteig dennoch einiges an Kondition und vor allem Trittsicherheit und Schwindelfreiheit - der Pfad ist anspruchsvoll und teilweise drahtseilversichert. Dabei steigen wir an der Mittenwalder Hütte vorbei und über einen schmalen Weg mit atemberaubender Felskulisse und Panoramablick auf das Wettersteingebirge hinauf in die Karwendelgrube.

Heinrich Noe Stieg
Blick vom Gatterl auf den Heinrich Noe Steig

Ausgangspunkt
Mittenwald
Parkplatz der Karwendelbahn
(ca. 910m)

Routenverlauf
Talstation Karwendelbahn - Mittenwalder Hütte (1519 m) - Karwendelsteig - Karwendelgrube (2244 m) - Nördliche Linderspitze (2374 m) - Gatterl (2260 m) - Oberer und unterer Sulzlianger - Brunnsteinhütte (1560 m) - Leitersteig durch den Leiterwald - Parkplatz

ca. 7 Std.
Tourenbeschreibung
Start ist gegen 10:00 Uhr am Parkplatz der Karwendelbahn. Der Weg führt zunächst unter der Bundesstraße hindurch auf den Waldweg in Richtung westl. Karwendelspitze / Mittenwalder Hütte. An den kommenden Verzweigungen geht es nach links ins Dammkar hinein (eine weitere Aufstiegsmöglichkeit), doch darüber wollen wir heute nicht aufsteigen. So folgen wir dem nach rechts abzweigenden Bergpfad, zunächst noch mäßig steil, in vielen Serpentinen hinauf zur Mittenwalder Hütte. Auf gutem Weg geht es zügig aufwärts und man hat immer wieder tolle Ausblicke hinüber ins Estergebirge, das Wetterstein und hinunter nach Mittenwald. Von der Talstation hinauf zur Mittenwalder Hütte braucht es etwa eine Stunde. Manche sind schneller, viele brauchen auch länger, doch wir haben noch ein ordentliches Stück weg vor uns und so gehen wir es eher gemütlich an. Nach einer kurze Pause, mit bestem Blick ins Wetterstein und über Mittwewald an der Mittenwalder Hütte, geht es direkt hinter selbiger weiter steil bergan in Richtung Karwendelgrube. Es folgen ein paar erste leichte Kraxeleien – und wieder haben wir teilweise eine tolle Aussicht nach Westen hinüber in das Wettersteingebirge, auch Teile der Mieminger Kette und der Arnspitzgruppe sind leicht auszumachen. Bald erreichen wir, ständig vom Surren der Bahn begleitet, die sogenannte Wanne unterhalb der Karwendelköpfe. In dieser zerfurchten und durch viele, teils auch heftige, Steinschläge gekennzeichneten Felsenlandschaft geht es zunächst in östliche, später in südöstliche Richtung steil bis sehr steil hinauf in die Karwendelgrube. Kurz vor der Grube wird es wider kraxeliger, doch wirklich schwer wird es dabei nicht. Knapp drei Stunden nach dem Start der Tour (Gehzeit) erreichen wir die Karwendelgrube und gönnen uns an der von Bahntouristen "besetzten" Bergstation der Karwendelbahn eine kurze Brotzeit. Im Tal ist es heute für einen Frühsommertag sehr warm, doch bei leichtem Wind merkt man hier oben nicht wirklich etwas davon. Bevor wir beginnen auszukühlen, ziehen wir weiter in Richtung Einstieg des Mittenwalder Höhenwegs am höchsten Punkt der Karwendelgrube. Der Einstieg in "unseren" Heinrich-Noe-Weg ist auf etwa halber Strecke dorthin, doch heute gehen wir hier einfach vorbei und wollen noch ein kurzes spannendes Stück des Mittenwalder Höhenweges bis zum Gatterl "mitnehmen". Dort kreuzen sich die beide Wege und kann sich hier immer noch umentscheiden.
Vom Einstieg geht es auf dem Klettersteig über die Nördliche Linderspitze hinüber und hinab zum Gatterl, dem tiefsten Punkt zwischen Nördlicher und Mittlerer Linderspitze. Wer hier über die Leiter weiter aufsteigt, geht dann auf dem Mittenwalder Höhenweg weiter! Von links (Osten) kommend kreuzt der in der Karwendelgrube beginnende Heinrich-Noe-Steig hier am Gatterl den Höhenweg. Wir gehen also nach rechts über gerölliges Schrofengelände auf einem schmalem Bergpfad dem Wegweiser folgend in Richtung Brunnsteinhütte. Auf den nächsten gut 750 Hm Abstieg wechseln sich schöne, schmale Bergpfade mit Klettersteigeinlagen, Geröll, Schutthalden und Waldbergpfade ständig ab, bevor wir die Hütte erreichen. Unterwegs hat man dabei eine grandiose Aussicht auf die mächtigen Felsformationen die hoch über einem thronen. Der Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge (Arnspitzgruppe, Mieminger Kette, Wetterstein, Estergebirge) ist dabei nicht weniger traumhaft. Dabei queren wir auf dem Weg zur Brunnsteinhütte den Oberen und Unteren Sulzlianger und steigen unentweg steil talwärts. Alsbald tauchen wir, nach Queren eines Latschengürtels, erneut in einen lichten Wald ein und haben dann nach rund fünf Stunden Gehzeit die Brunnsteinhütte erreicht. Die nächste Etappe ist geschafft!
Hier erfrischen wir uns erstmal bei zwei großen Johannisbeersaftschorlen, die unser Körper aufsaugt wie ein Schwamm, denn so langsam spürt man doch die vom Tal aufsteigende enorme Wärme. Eine knappe Stunde genießen und entspannen wir an der Brunnsteinhütte, bevor wir den weiteren Abstieg über einen guten Bergpfad hinab ins Tal angehen. Heute wollen wir den Leitersteig noch mitnehmen, doch von Leitern ist seit dem Bergrutsch in 20007 nichts mehr zu sehen. Die waren wohl nur für einen einfacheren Ab- und Aufstieg durch den Graben der Sulzleklamm montiert. Von der ursprünglichen Einstiegsstelle muss man heute gut 100 Hm weiter unten den Graben queren, um dann eben diese 100 Hm wieder aufzusteigen. Den Namen verdank der Leitersteig nicht den Leitern, sondern der Querung des Leiterwaldes, durch den dieser Bergsteig leitet.
Hat man das geschafft, zieht sich der Leitersteig fast immer auf der gleichen Höhe haltend hinüber zum Aufstiegsweg der Mittenwalder Hütte. Die Querung der Linderlahn ist nochmal ein wenig spektakulärer, für den Geübten aber unproblematisch. Kurz darauf verzweigt sich der Weg. Nach links geht es durch den Leiterwald hinab ins Tal und direkt zurück nach Mittenwald. Dort angelangt, geht es dann noch etwa 15 - 20 Minuten über den Talweg zurück zur Karwendelbahn. Wir bleiben auf dem rechten Pfad, der uns noch eine ganze Weile einen schattigen Weg beschert und queren noch weitere von rechts herunterziehende Gräben, die allesamt unschwierig zu überwinden sind. An ein paar Stellen hilft hier auf jeden Fall Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Auf etwa 1150 m treffen wir auf unseren Ausfstiegsweg und wandern diesen nun talwärts. Dabei leitet der Weg unter der Karwendelbahn und später unter der Bundesstraße hindurch zurück ins Tal und an die Talstation der Karwendelbahn in Mittenwald.

Keine 7 Stunden sind vergangen, und schon ist wieder eine schöne Bergtour zu Ende. Auch die Route über den Heinrich-Noe-Steig lohnt sich, vor allem unter der Woche stellt diese Variante eine, bis auf die Karwendelgrube, sehr einsame Tour dar, bei der man die Berge so richtig genießen kann. Auf der gesamten Tour sind uns dabei nur 3 Wanderer begegnet.

Ergänzungen zur Tour von 2011:
ca. 9 Std.

Seit Sommer 2010 kann man nun wieder an gewohnter Stelle die Sulzleklamm sicher queren. Dort hat der Alpenverein zusammen mit einem Sponsor eine etwa 50 Meter lange Hängebrücke montiert. Wer nun den Leitersteig gehen möchte, spart sich mit der neuen Brücke ein paar Höhenmeter Ab- und Gegenanstieg durch die Sulzleklamm.
Über den Leitersteig sind Brunnsteinhütte und Mittenwalder Hütte quasi Verbunden. Um von der einen zur anderen zu gelangen wäre das der kürzeste Weg. Von der Hängebrücke führt der Leitersteig über einen schmalen Bergpfad nach Norden. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte man im Gepäck haben, sonst vergeht der Spaß sehr schnell. Anspruchsvoll zieht der Steig durch die Steilwände oberhalb von Mittenwald durch den Leiterwald (namensgebend für den Steig). Die Querung der Linderlahn ist nochmal ein wenig spektakulärer, für den Geübten Bergsteiger jedoch unproblematisch. Kurz danach zweigt nach links ein Pfad direkt hinunter nach Mittenwald ab, doch wir bleiben auf dem Steig und folgen diesen noch weitere 45 Minuten bis zum Abzweig zur Mittenwalder Hütte. Unterwegs werden einigen Gräben gequert und in stetem Auf und Ab wandern wir gemütlich dahin. Kurz bevor wir den Leitersteig verlassen geht es nochmal ein paar Meter hinauf und dort auf etwa 1210 m zweigt scharf nach rechts ein Pfad ab, der hinauf zum Lindenkopf führt. Über diesen Pfad lässt sich ebenfalls für den erfahrenen Bergwanderer die Mittenwalder Hütte erreichen. Unser Bedarf an Hm ist für heute gedeckt und so bleiben wir auf dem Pfad, der nun abwärts an unseren Aufstiegsweg zurück führt. Auf etwa 1150 m treffen wir auf diesen und wandern diesen nun talwärts, unter der Karwendelbahn und später erneut unter der Bundesstraße hindurch zurück ins Tal und an die Talstation der Karwendelbahn in Mittenwald. Dort beenden wir, wiedereinmal glücklich und zufrieden, eine sehr abwechslungsreiche Bergfahrt in aussichtsreicher Bergkulisse.

Eine Tour über Karwendelsteig und Heinrich Noe Steig sind immer wieder ein lohnendes und schönes Tourenziel, bei dem man lange Zeit recht einsam in einem doch sehr beliebtem Wandergebiet unterwegs ist. Wem die Anstieg von Mittenwald in die Karwendelgrube zu anstrengend ist, der kann auch ganz bequem mit der Karwendelbahn dieses Zwischenziel erreichen, spart Kräfte und kann dennoch eine tolle Tagestour erleben.

Übrigens:
Der Namensgeber des Steiges (Heinrich August Noë, *16. Juli 1835 in München; † 26. August 1896 in Bozen) hat selbigen nicht "gefunden" und wohl auch nie begangen. Der einfacher Klettersteig oberhalb von Mittenwald wurde Ihm zu Ehren benannt - die Kletterei lag ihm nicht. Heinrich Noë war ein deutscher Schriftsteller und schrieb Reise-Sachbücher und Romane. Eine Büste Heinrich Noës von 1899 lässt sich im Bahnhofspark zu Bozen bestaunen.

Am Gatterl und Heinrich Noe Steig
Heinrich Noe Weg

zum Höhenprofil 2009 / 2011

Charakter / Schwierigkeit:
- einfacher Klettersteig
- Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
- einigen Stellen ausgesetzt
- bei Aufstieg über Mittenwalder Hütte und Karwendelsteig ist ausreichend Kondition gefragt
- Vorsicht bei Schlechtwetter oder zweifelhaften Verhältnissen. 

Ausrüstung: 
- Bergtourenausrüstung
- ggf. Klettersteigausrüstung

Beste Jahreszeit:
Juni bis Mitte Oktober