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Zinnenberg - Brandelberg - Spitzstein

(1565 m, 1516 m, 1596 m) 29.05.2021

Heute steigen wir auf den eher ruhigen und weniger besuchten Zinnenberg, bevor wir den benachbarten Spitzstein, der sich bei gutem Wetter kaum vor Wanderer retten kann, über den Nordwandsteig hinauf. Dabei folgen wir den einsamen Berg und Saumpfaden gen Zinnenberg, queren eine weite Almfläche, schlüpfen durch Latschengassen zum Brandelberg und zu guter letzt steigen wir auf dem wieder hergerichteten kurzen Nordwandsteig (A/B) durch die Nordrinne hinauf zum Gipfel des Spitzsteins. Der Steig war von etwa 2006 bis etwa 2017 offiziell gesperrt.
Die Aussicht vom Zinnenberg lädt zur gemütlichen Gipfelrast ein und lässt keine Wünsche offen. Die Brotzeit dafür muss man allerdings selbst mit herauf tragen. Erst nach dem Spitzstein laden Altkaser Alm und Spitzsteinalm zum verweilen ein.
Über die Aueralm, vorbei an den Waldabschnitten Schweiberer Ried und dem Laubrechen wandern wir zurück zum Ausgangspunkt dieser schönen Bergtourenrunde.

Spitzstein von Norden
Spitzstein

Ausgangspunkt
Innerwald
Hinterer Parkplatz "Innerwald"
an der St. 2093
(ca. 730 m)

Routenverlauf
Parkplatz - Querung Kohlstätter Bach - Blinker Wand - Zinnenberg - Ruine Feichtalm - Feichtalm - Brandelberg - Sattel Brandlbergalm - Nordwandsteig - Spitzstein - Altkaser Alm - Spitzsteinhaus - Aueralm - Schweiberer Ried - Schwarzenbach - Parkplatz

ca. 5 ½ Std.
Tourenbeschreibung
Heute wollen wir auf den 1.596m hohe Spitzstein steigen, doch zuvor noch über den Brandelberg und den Zinnenberg wandern. Vom oberen Wanderparkplatz in Innerfeld starten wir auf dem breiten Weg nach Nordwesten. An der Kreuzung biegen wir nach links auf den Weg Nr. 212 bzw 8 (Wegweiser Spitzsteinhaus, Spitzstein) ein. Nun in einem Rechtsbogen der Forststraße weiter hinauf folgend an die nächste Kreuzung. Hier bleiben wir geradeaus und wandern der alten, grünen Beschilderung Brandelberg, Spitzstein Klausen folgend weiter. Etwa 300 m später erreichen wir den Abzweig Brandelberg. Der links hinaufleitende Weg zur Alm ist wegen eines Lawinenabgangs weiter oben, stark beschädigt und durch die Gemeinde Aschau gesperrt. Das spielt für uns keine Rolle, da wir eh auf der Suche nach einem "vergessenen" Pfad hinauf zum Zinnenberg sind. Auch hier geht es für uns geradeaus und nun leicht hinab und knapp 100 m dann doch nach links in einen endenden Weg. Dieser wird zur Zeit als Holzlagerplatz o.ä. genutzt und am Ende müssen wir wirklich etwas gucken den richtigen Weg zu finden. Der "Weg" hat mittlerweile nach Westen eingedreht und ganz am Ende der Straße entdecken wir Pfadspuren, die uns auf einen alten, recht zugewachsenen Weg und weiter an eine verfallene bzw. durch Lawinen zerstörte Brücken leiten. Oberhalb der Brücke ist eine passable Möglichkeit den Kohlstätter Bach trockenen Fußes zu queren. Auf der anderen Seite wandern wir danach auf dem teils deutlich zu erkennenden alten Wanderweg talein. Auf etwa 860 m erreichen wir eine weitere Bachquerung, über die vor einigen Jahren ebenfalls noch eine Brücke zu überschreiten war. Doch hat die Natur auch hier ihre Muskeln spielen lassen und die Brücken von einer Lawine weggerissen. So bleibt uns nur von Felsbrocken zu Felsbrocken zu steigen, um trocken das andere Ufer zu erreichen. Danach schlängelt sich der Bergweg weiter durch den Wald hinauf, dabei hat es immer wieder schöne, beeindruckende Ausblicke auf Kampenwand, Geigelstein, Breitenstein und auch hinüber ins Kaisergebirge. An der Pfadkreuzung auf rund 860 m steigen wir nach links in den nun deutlich aufsteilenden Hang (Kögerlseite) hinein. In unzähligen kleinen Kehren leitet der Pfad die nächsten knapp 200 Hm steil empor an die sog. Blinker Wand mit einer weiteren Wegkreuzung. Wer hier nach rechst weiter wandert, kann nach Norden die Schossrinnalm erreichen. Oder weiter den Zinnenberg zunächst östlich umgehen und diesen dann von Norden her besteigen. Wir bleiben links auf dem Pfad und verlassen diesen an der kurz darauf kommenden Verzweigung nach rechts hinauf. Geradeaus bleibend erreicht man von hier aus über einen sehr schmalen Saumpfad später die Brandelalm. Beide Varianten sind eher Jägerpfade als Wanderwege!
Für uns bleibt es weiter steil und wir steigen zügig an Höhe gewinnend weiter empor. Der Baumbestand lichtet sich zunehmend und wir erreiche einen Grat. An dessen südlichen Seite entlang stets weiter nach Norden eindrehend steigen wir immer wegloser dem Zinnenberg entgegen. Zuletzt wandern wir nur noch grob nach Norden haltend, weglos und zwischen Latschengruppen hindurch über die Almfläche bis wir das kleine Gipfelkreuz entdecken. Auf dem Weg hier herauf, haben wir unzählige tolle Ausblicke, ebenfalls an den Frühlingsboten wie Alpenaster und Butterblumen kann man sich satt sehen. Auch den nächsten und übernächsten Gipfel haben wir südlich von uns immer wieder im Blick. Neben dem kleinen Gipfelkreuz ist ein Bankerl und läd bei herrlicher Aussicht zur Brotzeit ein, die wir sichtlich genießen können. Dabei schauen wir im Westen hinüber auf den Hochries, hinunter zur Klausenhütte und der Klausen Haflinger Hütte, weiter zum Klausenberg, Heuraffelkopf und die Zellerwand. Nach Osten richtet sich der Blick weiter über den Chiemsee und zur Kampenwand. Oafach Schea!
Nach der Pause wandern wir ein kurzer Stück auf dem Herweg zurück verlassen unsere Spur jedoch rasch und suchen den Pfad, der uns über die grün werdenden Wiesen und den sanften Bergrücken hinunter an die Feichtalm leitet. Dabei hält man sich einfach grob in Richtung des gut sichtbaren Spitzstein. Von der Feichtalm, an der neben den neuen Gebäuden auch noch die Reste der ursprünglichen Behausunge auszumachen sind, wandern wir auf dem Pfad leicht bergan einem Schilderbaum entgegen. Nach links (östl.) erreicht man die Brandelalm. Dieser Aufstieg wird deutlich öfter begangen als den, den wir heraufgekommen sind. Pfad und Beschilderung weisen uns deutlich den Weg nach Süden auf einen bewaldetet Kamm hinüber in Richtung Spitzstein. Also weiter und bei einem sehr markanten Grenzstein in den Wald hinein. Nun wird es wieder spannender und der schmale, wurzelige Bergpfad führt durch schrofiges Gelände über den Höhenrücken des Brandelbergs. An einer schmaleren Stelle auf ca. 1500 m zweigt scharf nach links ein Pfädlein durch eine sehr enge Latschengasse. Hier zwängen sich nicht all zu viele Wanderer hindurch. Nach wenigen Metern lichtet es sich ein wenig und zweigt abermals nach Links und kurz hinauf an einen Grenzstein von 1857. Kurz werfen wir einen Blick auf den Nordwandsteig, dann kehren wir zurück auf den Pfad, der uns an den Einstieg leitet.
Weiter steigen wir nun in stetem Auf und Ab, durch steile Felsabbrüche hindurch vorbei und durch eine weitere Latschengasse. Eine Vielzahl von Alpenblumen schmückten den Weg und es geht rund ca. 80 Hm bergab auf einen grasigen Sattel. Hier kommt -sagen wir mal- einer der Hauptwege für den Steig von der Brandelalm von links herauf. Das folgende „Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zwingend erforderlich“ schreckt uns nicht, weißt jedoch nochmal auf die möglichen Gefahren des Steigs hin. Mit dem Blick auf die wilden, schroffen Nordabbrüche des Spitzsteins wandern wir durch eine feuchte, batzige Latschengasse und letzte Schneereste aus dem letzten Winter erneut bergan. Kurz darauf erreichen wir den Einstieg in den Nordwandsteig.
Das erste Stück des Wegs ist noch unter einer Altschneedecke begraben, die sich jedoch recht gut hinauf zum ersten festeren Stand ersteigen lässt. Nun leitet der steile, feuchte Wegabschnitt über ein paar künstliche Tritthilfen und neue Seilversicherungen über den kleinen Klettersteig hinauf. Unterwegs kann der Aufmerksame, den Blick ab und an nach oben gerichtet das Gipfelkreuz erkennen. Oben angekommen dreht der Pfad kurz nach Westen ein und leitet hinüber ans Gipfelkreuz und die kleine Spitzsteinkapelle. Nun belohnen wir uns für die Mühen mit einer ausgiebigen Gipfelrast bei bestem Panoramablick. Die Blicke hinunter ins Inntal und hinüber auf das Kaisergebirge, nach Westen auf Wendelstein und Hochries sowie im Osten hinüber auf Geigelstein und Breitenstein.
Nach der Pause steigen wir durch steiles, felsdurchsetztes Gelände südwärts hinab. Die Tritte sind teils unangenehm glatt, was ein konzentriertes gehen notwendig macht. Nach verlassen des Waldes leitet der Weg in einigen größeren und kleineren Serpentinen über die Almfläche hinunter und die Gebäude der Altkaser Alm. Eigentlich wollten wir einfach weiter ziehen, haben uns dann doch von Kaffee und einem Stück frisch gebackenem Kuchen verleiten lassen. Für den weiteren Abstieg wandern wir oberhalb des Spitzsteinhauses nach Norden und über Almgelände an die Aueralm. Dort halten wir uns am Abzweig an den rechten Weg und wandern auf diesem in den Bergwald hinein. Nun geht es mal steiler, mal flacher zurück ins Tal und hinunter zum Ausgangspunkt der heutigen Bergtour.
Heute war doch alles dabei. Spannende, versteckte und alte Pfade, schöne Bergsteige, einfache Wanderwege, zwei schöne und aussichtsreiche Gipfel, tolle Alpenpanoramen, eine kurze Klettersteigeinlage, ein netter Einkehrschwung fast am Ende der Tour, insgesamt sehr weinige Menschen – das alles machen einen Tour so richtig schön! So beenden wir nach insgesamt rund zwölfeinhalb Kilometern Wegstrecke und sechseinhalb Stunden eine schöne Frühjahrstour.

Übrigens wurde der knapp 100 Meter lange Nordwandsteig mit ca. 60 m Stahlseil und einigen künstlichen Tritten von der Sektion Bergfreunde München des Deutschen Alpenvereins saniert und in 2017 wieder eröffnet.

Aussicht am Zinnenberg
Am Zinnebberg

Ausblick vom Spitzstein nach Südwesten
Am Spitzstein

zum Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- einfache bis mittelschwere Bergtour
- Forststraßen, Waldwege, Bergpfade und wegloses Gelände
- absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
- Klettersteigstelle A/B & Kletterstellen bis I (UIAA-Skala)
- Kondition für ~1.150 Hm und ca. 14 Km  

Ausrüstung:
- Bergtourenausrüstung
- ausreichend Proviant und vor Allem Getränke

Beste Jahreszeit:
Ende Mai bis Ende Oktober