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Hoher Gaif

(2288 m) 26.08.2015

Eine einsame, schwere Bergtour in der Nähe einer Seilbahn. Ist das Möglich? Ja, so was gibt es und sogar im Wetterstein. Nach der Auffahrt mit der Osterfeldbahn wird es nach dem Abzweig zur Alpspitzferrata deutlich und nach der Passage des Bernadeinkopfes völlig ruhig. Nur noch spärliche Markierungen in Form von Steinmandln, Pfad- und Trittspuren weisen den Weg durch die Nordflanke des Hohen Gaif. Der obere Teil des Ostgrades wird in IIer Kletterei mit extremen Tiefblicken begangen. Eine im oberen Teil stellenweise extrem ausgesetzte Bergtour.

Hoher Gaif und Stuibensee
Hoher Gaif und Stuibensee

Ausgangspunkt
Garmisch-Partenkirchen
Parkplatz Alpspitzbahn
(ca. 750 m )
(im Sommer € 5,00/Tg., im Winter bis zu € 15,00/Tg. Stand 2020)

Routenverlauf
Bergstation Osterfeldbahn - Nordwandsteig - Schöngängen - Stuibensee - Hoher Gaif - Stuibensee - Grieskarsteig - Bernadeinsteig - Bergstation Kreuzeckbahn

ca. 7 Std.
Tourenbeschreibung
Die ersten Hm lassen wir uns von der Seilbahn auf den Osterfelderkopf bringen. Um 08:30 Uhr ist das noch sehr entspannt, da die Tagestouristen noch beim Frühstück sitzen. An der Bergstation halten wir uns rechts und wandern in Richtung Alpspitzferrata. Dabei folgen wir eine Stück dem Nordwandsteig unter der Alpspitznordwand. Auf den mäßig geneigten Wiesenhängen sammeln sich die ersten Gleitschirmflieger und dank der einsetztender Thermik und eines leichten Windes sind bereits zwei, drei in der Luft. Den Abzweig zur Ferrata ignorieren wir und folgen den Weg weiter mit bester Aussicht zum Kreuzeck und auf die Bernadeienwand. Nach etwa einer halben Stunde folgt man nun nicht weiter der Klettersteiganlage (Leiter und daneben Klammern) rechts hinauf zur Alpspitze, sondern hält sich links und gelangt über Schutt und Geröll zum Wiesensattel über den Schöngängen. Wir wollen aber kurz auf unser Tagesziel schauen und steigen so kurz hinauf auf den Buckel und genehmigen uns bei herrlichem, fast zu warmen Hochsommerwetter eine erste kurze Pause.
Weiter geht es zurück auf den kleinen Weg der durch den Wiesensattel führt. Aus dem Sattel kann man, wenn man möchte, einen Abstecher zum Gipfel der Bernadeinwand machen (kaum 10 Minuten). Unser Weiterweg führt uns auf der grasigen und sonnigen Südseite der Bernadeienwand erst östlich, dann südseitig hinab zum traumhaft gelegenen Stuibensee. Jetzt wird es einsamer und deutlich alpiner aber auch schöner. Es geht weglos, teils auf Pfadspuren am Stuibensee vorbei, direkt in südlicher Richtung auf die sich aufsteilende, abschreckend wirkende Nordflanke des Hohen Gaif zu. Wir orientieren uns dabei direkt am vorgelagerten Geröllfeld. Dort geht es kurz, auf nun wieder deutlichem Steig hinauf, bis man auf den schrofigen Hang trifft. Diesen steigen wir mit bedacht, es liegt viel loses Gestein herum, und geht ein wenig mühsam rechts an der Wand entlang hinauf. Hier auf Steinschlag achten! Nach einer kurzen Drahtseilpassage neigt sich der Hang merklich zurück und man erreicht eine schöne Bergwiese. Diese nun wieder auf schwächerer Pfadspur hinweg nach Süden, bis man über einen kleinen Steig direkt auf den Ostgrat trifft. Das ein oder andere Steinmandl hilft ein wenig bei der Pfadsuche. Ist man am Grat angekommen geht es kurz hinauf und direkt in eine kleine Scharte kurz vor der Schlüsselstelle. Nun genießt man einen sensationellen Tiefblick ins Reintal! Auch wenn der Weg ab dem Stuibensee nicht mehr markiert ist, bis hierhin ist der Weg durch das ein oder andere Steinmandl recht gut zu finden. Bei Nebel wäre die Orienterung aber sicherlich eine Herausforderung!
In der kleinen Scharte beginnt der interessanteste, vielleicht schönste Teil der Tour. Es geht fast immer direkt am Grat in logischer Linie bis hinauf auf den Gipfel des Hohen Gaifs. Die schwierigste Stelle (extrem ausgesetzte Rinne, II-er Passage) folgt gleich zu Beginn. Der Grat steilt hier ordentlich auf und wer sich unsicher ist sollte hier evtl. ein Seil verwenden. Da wir selbiges heuer nicht im Gepäck haben, entscheiden wir uns gegen einen weiteren Aufstieg, denn die steile Rinne muss beim Abstieg auch wieder abgeklettert werden. Da keiner von uns die Tour kennt, herrscht ein wenig Unsicherheit und so lassen wir die Vernunft siegen. Fest steht, wir kommen wieder, dann mit Sicherungsmitteln auch wenn es nur für die Schlüsselstelle sein sollte! -->Statt in der Rinne hinauf zu klettern, lässt es sich wohl auch rechts neben Ihr mit sehr viel Luft unter den Füßen hinaufkraxeln. Danach geht es deutlich leichter weiter und man erreicht nach einigen weiteren Kletterstellen I-II und einem ausgesetzten Grat recht schnell den Gipfel.<--
Wir gönnen uns eine kurze Pause und kraxeln wieder hinunter auf die Trockenwiese oberhalb des Stuibensees. Dort gibt´s die obligatorische Brotzeit und viel Zeit zum gucken. Herrlich und fast nicht zu verstehen, dass man in einer so beliebten Ecke völlig alleine ist. ...ein echter Genuss...
Für den Abstieg geht es auf dem Aufstiegsweg hinunter zum Stuibensee und am Fuß des Hohen Gaif nach Osten über den schlecht markierten Grieskarsteig. Der Weg wird offensichtlich nicht mehr oder sehr unstet gepflegt. Mühsam geht es über Geröll und einige tolle Karren. Nach der Abzweigung zur Mauerscharte drehen wir nordwärts ein und weiter durch ein paar Latschen. Es wird unübersichtlicher und an einer schwach ausgeprägten Gabelung halten wir uns rechts und wandern parallel zu den Stuibenwänden hinunter zu einer Almwiese. Der Pfad ist wegen der Beweidung nur schlecht auszumachen, doch hinter einer Tränke geht es in die Schneise im Wald hinein weiter. Kurz darauf treffen wir auf den Bernadeinsteig, auf dem es nun mit leichten Gegenanstiegen zur Bergstation der Kreuzeckbahn geht. Zunächst im Wald, ab der Bernadeinhütte dann mit ein wenig Aussicht. Dieser letzte Abschnitt zieht sich ganz ordentlich in die Länge und wir sind froh nach rund 6½ Stunden den Endpunkt der heutigen tollen Tour erreicht zu haben.

 
Auf den Wiesen oberhalb der Schöngäng

Hoher Gaif

Höhenprofil

Charakter / Schwierigkeit:
- schwere Bergtour
- Kletterstellen bis II
- sehr ausgesetzt
- absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit
- der gesamte Grate ordentlich ausgesetzt - akutes Stolperverbot!

Ausrüstung:
- normale Bergtourenausrüstung
- ausreichend Verpflegung und Getränke
- Teleskopstöcke
- ggf. Kletterausrüstung

Beste Jahreszeit:
Mitte Juni bis Anfang Oktober, je nach Schneeverhältnissen