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Ludwigshöhe - Signalkuppe - Capanna Margherita

(4341 m, 4554 m) 31.07.2008

Von der Sella-Hütte ist dies eine recht lange, aber doch schöne Hochtour. Faszinierende Aus- und Tiefblicke lassen diese Tour zu einem richtigen Traum werden. Und das nicht erst, wenn man die Capanna Regina Margherita erreicht hat. Teilweise mächtige Spalten und riesige Eisbrüche würzen die Tour zusätzlich. Für konditionsstarke Bergsteiger ein Genuss.
Wenn das Wetter stimmt, kann man tolle Bilder schießen und den zu Hause Gebliebenen einen kleinen Eindruck mitbringen. Die Übernachtung auf Europas höchstgelegener Berghütte ist in jedem Fall ein Erlebnis!

Die Signalkuppe mit Capanna Margherita
verschwindet fast komplett in Wolken
Signalkuppe - Capanna Margherita

Ausgangspunkt
Quintino-Sella-Hütte
(3584 m)

Routenverlauf
Quintino-Sella Hütte - Passo Naso - Ludwigshöhe - Piodejoch - Colle Gnifetti - Signalkuppe / Capanna Margherita (Rif. Regina Margherita)

ca. 7 Std.
Tourenbeschreibung
Die angekündigten Gewitter sind so gut wie abgezogen. Draußen ist es noch kalt und dunkel, doch wir stehen bereits, nach einem typischen italienischen Hüttenfrühstück, um kurz nach 5 vor der Hütte, legen unsere Steigeisen an und knoten uns in das Seil. Noch scheint das Wetter uns nicht wohl gesonnen und es hat den Anschein, dass wir die Tour hinauf zur Signalkuppe heute nicht komplett gehen können. Aber wir wollen es zumindest versuchen.
Als wir dann loslaufen, dämmert es bereits und Stirnlampen, um die Spur zu finden, sind nicht mehr nötig. Zunächst folgen wir wieder ein Stück unserer Abstiegsspur von gestern. Bevor es steiler ansteigt, halten wir uns links und queren den Lisgletscher (Ghio. del Lis occidentale) oberhalb der mächtigen Spaltenzone. Am östlichen Rand des Gletschers geht es steil (35-40°) hinauf auf die Schulter der Schneedomspitze (Il Naso). Dies sieht aus der Ferne noch wesentlich steiler aus als es tatsächlich ist. Oben angekommen, schauen wir von einem kleinen Felsvorsprung, der aus dem Schnee lugt, hinab auf den östlichen Teil des Lisgletschers (Ghio. del Lis orientale). Von da geht es steil hinab auf den Gletscher. Im mittleren Teilstück gilt es an der steilsten Stelle (ca. 55-60°) noch eine Spalte zu queren. Dann wird es wieder flacher und wir machen in der flachen Mulde eine kurze Pause, legen die Steigeisen ab und genießen ein wenig die Sonne. Das Wetter reißt allmählich auf und es sieht so aus, als ob das anvisierte Gipfelziel heute fallen wird.
Weiter stapfen wir über den Gletscher in Richtung Lisjoch. Wir gehen unterhalb von Balmerhorn und Schwarzhorn vorbei in den Sattel vor der Ludwigshöhe. Hier ziehen die Wolken noch einmal so richtig zusammen, sodass wir auf dem flachen Gipfel der Ludwigshöhe kaum 20 Meter weit sehen können. Doch es sind keine dunklen Gewitterwolken mehr! Oben angekommen machen wir Kehrt-Marsch und gehen wieder zurück, nur diesmal auf der anderen Seite des Rückens hinab ins Lisjoch.
Dann endlich klart es weiter auf und wir gehen den restlichen Aufstieg zur Signalkuppe an. Weiter geht es in Richtung Nordosten leicht fallend hinab in die große Senke, bevor es den nächsten steilen Anstieg hinauf auf den Cle. Gnifetti (Gnifettipass) geht. Vor dem Anstieg auf den Pass lungern wir noch ein wenig in der Sonne und sammeln noch ein paar Kräfte für den weiteren Anstieg.
Immer wieder taucht die Capanna Margherita aus den Wolkenfetzen auf und zeigt uns den Weg. Auf dem Pass angekommen gehen wir hinüber unter den letzten steilen Aufschwung. Doch noch liegen etwa 70 Höhenmeter vor uns. Für dieses letzte steile Stück legen wir noch mal die Steigeisen an und dann stehen wir auch schon vor der Hütte. 4554m, geschafft! Viele glückliche Gesichter!
Es weht ein eisiger Wind über den Gipfel und um die Hütte und so verkriechen wir uns rasch nach drinnen. Nach gewohnter Manie gibt es erstmal ´nen Kaffe. Aber der ist bei weiten nicht zu vergleichen mit dem, was man sonst auf italienischen Hütten bekommt. Pulverkaffe mit Milchpulver. Na egal, hier oben darf man nicht wählerisch sein. Man muss es nehmen wie es kommt. Danach werden die Lager bezogen und alle legen sich wieder für ne gute Stunde aufs Ohr.
Das Nachtmahl ist eigentlich eine Frechheit. Lauwarme Pasta mit einen nicht zu identifizierenden Geschmack, gerade noch essbar. Dann 2 angewärmte Scheiben (je 1,5 mm Stark) gekochter Hinterschinken mit so ´ner Art Babymöhren, die wiederum zum großen Teil eiskalt, nur halb gar und ohne irgendeinen Geschmack waren. Da hätte man sich das Anwärmen gleich ganz sparen können. Das Dessert, 1 halbierter Dosenpfirsich, war ok. Wie Dosenobst halt ist. Es wurde viel Essen weggeworfen!

Dennoch ist eine Tour auf Europas höchstgelegene Hütte ein Erlebnis. Landschaftlich einfach phantastisch. Körperlich und mental bekommt man hier neue Grenzen aufgezeigt.

Um den frühen Abend verändert sich das Wetter und in der Ferne braut sich wieder eine Gewitterfront zusammen. Mit der durch die Wolkenlücken scheinenden Sonne ein Erlebnis für die Sinne - sondergleichen. Da das Frühstück morgen bereits um 04:30 aufgetragen wird, geht es natürlich früh in die Betten.

Panoramablick auf Balmerhorn, Schwarzhorn und Vincent-Pyramide
Balmerhorn, Schwarzhorn, Vincent-Pyramide

Charakter / Schwierigkeit: 
- mittelschwerer Hochtour
- gute Kondition
- auf aussreichend Akklimatisation achten
- bei unzureichender Ausrüstung drohen Erfrierungen
- Gletscherspalten  

Ausrüstung:
- Hochtourenausrüstung

Beste Jahreszeit:
Juli bis Ende September

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